Um Computerchips herzustellen, sind Orte minimalster Luftverschmutzung nötig, so genannte Reinräume. Die Fabrikarbeit ist monoton, sozial isoliert und folgt einem strengen Fertigungsprotokoll. Die dort gefertigten Chips landen unter anderem in Smartphones, also jenen Gadgets, die für die Digitalisierung verantwortlich sind und das fordistische Arbeitssystem eigentlich abgelöst haben. An Stelle dessen ist ein Selbstverwirklichungsimperativ getreten, durch den wir lernen perfekt zu repräsentieren. Die Konsequenz: wir studieren die besten Posen, die wir im Alltag stets wiederholen. Unsere eigene Performance wird selbst wieder zur Fließbandarbeit. Ausgehend von der Metapher der Fertigungskette in einem Reinraum entsteht eine intermediale Performance an der Schnittstelle von Regie, Video, Sound und Choreografie, die die gegenläufigen Aspekte der Fabrik-Innen- und der gesellschaftlichen Außenwelt miteinander in Beziehung setzt und Themen wie Arbeit und Loop, (Post)Fordismus oder die Kommodifizierung des weiblichen Körpers aufgreift.
Die Regisseurin und Medienkünstlerin Miriam Schmidtke greift gemeinsam mit ihrem Team im Zuge der Stückentwicklung nicht nur auf persönliche Perspektiven der Selbstinszenierung sondern auch explizit auf ihre eigenen Erfahrungen als Künstlerinnen und Performerinnen und ihrem Wunsch nach Aufmerksamkeit für die eigene künstlerische Arbeit zurück.
In Rückbezug auf die Metapher des in sich abgeschlossenen Reinraums, einem Ausnahmeort sondergleichen, reflektieren sie schlussendlich auch, inwieweit ein Rückzug ins Private, Dogmatische oder gar Neurotische als schützenwerte Strategie möglich und nötig ist und fragen sich: „How to protect your internal ecosystem?“.
Eine Stückentwicklung von Miriam Schmidtke (Konzept, Regie, Performance) in Zusammenarbeit mit Martin Siemann (Video, Technik), Fabian Garrido (Komposition), Florian Kiehl (Kostüm), u. a.
Miriam Schmidtke
Miriam Schmidtke, Medienkünstlerin und Regisseurin, studierte Raumszenarien, Bühnenbild sowie Bildhauerei in Berlin und Tokio. Ihre Arbeiten bewegen sich an der Schnittstelle von Regie, Performance, Skulptur und Video. Schwerpunkte ihrer Installationen und Inszenierungen sind gebaute Räume, choreografierte Bewegungsabläufe und die Performance von Frauenfiguren in der postmodernen Gesellschaft. Sie lebt und arbeitet in Wien und Berlin.
www.miriamschmidtke.de