Wurfkeramik ist eine Methode, die sich mit der punktuellen Aneignung von öffentlichem Raum befasst. Der gestische Wurf amorpher Tonmassen wird dabei zu einem bewussten Prozess der subjektiven Erfahrung und negiert Konservierung als ein neutrales Vorgehen. Im Werfen von Ton wird die Energie der Wurfperson in die Tonmasse eingeworfen und somit Teil der Abformung des beworfenen Gegenstands. Die Tonaufzeichnung wird hierbei als materialisierendes Festhalten eines Prozesses der Abformung verstanden.
Das Zentrum für Wurfkeramik lädt Interessierte zu einer Schulung über die Methode der Wurfkeramik ein. In dieser Fortbildung wird in die wichtigsten Aspekte eingeführt. Von der Auffindbarkeit, der Formbarkeit, dem Aneignungsprozess bis hin zur Archivierbarkeit bekommen die Teilnehmenden einen grundlegenden Einblick in die Methode. Im Anschluss werden sie eingeladen die Methode bei einem performativen Stadtrundgang anzuwenden. Als feierlichen Abschluss der Schulung werden Zertifikate über die Teilnahme ausgestellt.
Joseph stellt im „Zentrum für Wurfkeramik“ den ersten Part – die Auffindbarkeit – vor. Schon seit seiner Kindheit fühlt sich Joseph mit der Natur verbunden und versucht bewusst mit ihr in Kontakt und Austausch zu treten. Besonderen Fokus legt er dabei auf den Widerspruch. Einerseits bearbeitet Joseph den Boden mit bloßen Händen, bedient sich aber auch Technikapparaturen um tiefer hinein zu spüren und mehr über den Boden zu erfahren. Mehr über die – Auffindbarkeit – hört ihr beim Workshop mit dem Motto „Ton und Ton“! Joseph freut sich, euch in seinem Spezialgebiet der Wurfkeramik teilhaben zu lassen!
Der zweite Teil des „Zentrums für Wurfkeramik“ – die Formbarkeit – wird von Amelie Bosse präsentiert. Amelie hat sich auf ihrer Reise von Norddeutschland bis ins Burgenland intensiv mit der Plastizität von Materialien beschäftigt, insbesondere von Erden. Als professionelle Keramikerin und Ofenbauerin, hat sie anschließend mit dem Werkstoff Ton ihr Bündnis geschlossen und ist heute bestens mit den unterschiedlichsten Phasen und Verformungen des Tons vertraut. Hier spürt sie förmlich die Elemente Feuer, Wasser, Luft und Erde aufeinander treffen und kann hie und da auch liebend gerne in Erzählungen über die Erinnerungsfähigkeit des Tons ausschweifen.
Franziska ist Spezialistin für den dritten Part – der Aneignung – der Methode der Wurfkeramik. Ton zu werfen bedeutet für sie mehr als bloß Ton zu werfen. Franziska beschreibt diesen Akt auch gerne als Teilnahme an der Öffentlichkeit, bei diesem das Entwerfen und Verwerfen durchaus willkommene Möglichkeiten darstellen. Als geborene Innsbruckerin kennt sie die Fassaden und Wände der Stadt, die Räume darstellen und begrenzen, sowie eröffnen. Beim Workshop eröffnet sie euch den sportiven Part der Wurfkeramik und zeigt euch, wie ihr so Teil einer Stadtgeschichte werden könnt. Seid gespannt!
Den vierten und letzten Teil des „Zentrums für Wurfkeramik“ bildet – die Archivierbarkeit – welche durch Sarah Maier vorgetragen wird. Sarah ist akribisch in ihrer Arbeit, sie sammelt, ordnet und sortiert. Durch Erfahrungen, sowohl im Textilen, als auch in der Grafik, ist sie es gewohnt Lagen aufzubauen, Informationen zu bearbeiten, Eigenschaften im Blick zu haben und ihre Sinne bei all diesem geschult zu nutzen. Schon als Kind hat sie in ihrer Heimat in der Steiermark Steine gesammelt und Datenblätter erstellt, um diese zu analysieren. Ein Hoch auf die Archivierbarkeit. Freut euch auf Sarah!
Zentrum für Wurfkeramik
Das Zentrum für Wurfkeramik erforscht und etabliert die Methode der Wurfkeramik seit 2019. Ziel des Zentrums ist es, Wurfkeramik als Fachgegenstand im Rahmen der Schulausbildung zu etablieren. Derzeit arbeiten am Institut Amelie Bosse, Joseph Knierzinger, Sarah Maier und Franziska Sponring.
https://zentrum.wurf.at/
Sarah Maier
Sarah Maier arbeitet zwischen experimentellen Abdrucken, Text und Textilem. Ihre inhaltliche Auseinandersetzung bearbeitet die Schnittmenge des Gestischen im institutionellem Sprachspiel, der sozialen Struktur und der parasitären Institutionalisierung. Sie bewegt sich zwischen Wien und der Steiermark. Nebenberuflich bewirtschaftet sie kleine Flächen an Land und Wald, das sie zugleich als Ort der Materialgewinnung für die eigene Arbeit begreift.
Amelie Bosse
Amelie Bosse beschäftigt sich in ihrer künstlerischen Arbeit mit Malerei und Keramik, dessen Schnittstellen und Differenzen. Sie erforscht das keramische Gefäß in Form, Funktion und Haptik und vermittelt ihr Wissen in fachspezifischen Kursen. Nach Stationen in Stade, Hamburg und Stoob lebt sie derzeit in Wien.
http://www.ameliebosse.at/
Joseph Knierzinger
Joseph Oliver Anton Knierzinger(JoaK) arbeitet an der Mechanisierung und Digitalisierung zwischen Sinn und Unsinn. Humor und Ironie sind dabei eine wichtige Begleitung in Installation, Intervention, tragbare Apparaturen und Performances. Er präsentierte Arbeiten, Performances und Vorträge in Ausstellungen, Festivals und Universitäten in Belgien, Bulgarien, China, Deutschland, Italien, Katalonien, Kroatien, Kugelmugel, Mongolei, Niederlande, Russland, Slovenien und Österreich. Im Moment arbeitet er an verschiedenen Alogismen und Algorithmen in Wien.
http://joak.nospace.at/
Franziska Sponring
Franziska Sponring, geboren in Hall in Tirol lebt und arbeitet in Wien und Innsbruck. In ihren Arbeiten beschäftigt sie sich immer wieder mit der Technik des digitalen Textildrucks und verbindet gerne Analoges mit Digitalem. Das Resultat führt sie oft zurück ins Material und findet sich in installativen Situationen. Der Zweifel als Methode ist Teil ihrer künstlerischen Produktion.
http://www.franziska-sponring.com/